Rückblick auf den 13. Nationalen Wandertag der «Schweizer Familie» 2021
Das war der Wandertag am 4. und 5. September 2021 in St. Moritz, Sils und Silvaplana.
«Ein fröhliches Beisammensein»
Traumhafte Routen, prominente Gäste, stimmungsvolle Abendunterhaltung: Etwas über tausend Besucherinnen und Besucher genossen den Nationalen Wandertag im Engadin.
Text Fabienne Eichelberger Fotos Daniel Ammann Film Benno Gut und Franco Di Nunzio
An 322 Tagen im Jahr scheint in St.Moritz im Schnitt die Sonne. Damit stellt die Engadiner Gemeinde alle übrigen Ortschaften der Schweiz in den Schatten. Am 13. Nationalen Wandertag der «Schweizer Familie» vom vergangenen Wochenende jedoch schien der Wettergott St.Moritz in all seinen Facetten präsentieren zu wollen.
«Würden alle mir hinterherlaufen, käme das nicht gut. Mein Orientierungssinn ist wie ein Kreisverkehr.» Daniela Lager, «Puls»-Moderatorin
Am Samstagmittag trotzte noch strahlender Sonnenschein der eher durchzogenen Wettervorhersage. Beim Start der mittellangen Wanderroute ab St.Moritz verstauten die Besucherinnen und Besucher daher eifrig ihre dicken Pullover im Rucksack, kramten die Sonnenbrillen hervor und witzelten darüber, dass sie die Pelerine wohl getrost hätten zu Hause lassen können. Daniela Lager, die als prominente Wandergotte die Route ab St.Moritz begleitete, beschäftige derweil vielmehr die Frage, ob ihre Gruppe von einer professionellen Wanderleitung angeführt wird. «Würden alle mir hinterherlaufen, käme das nicht gut», sagte sie lachend. «Mein Orientierungssinn ist wie ein Kreisverkehr.» Die Sorgen der «Puls»-Moderatorin waren unbegründet: Gleich zwei Wanderleiterinnen und zwei Wanderleiter machten sich mit ihr und der rund 40-köpfigen Gruppe auf den Weg. Zunächst führte die Route entlang des St.Moritzersees in Richtung Stazersee und Stazerwald. Rasch nutzten die Wandernden die Gelegenheit, mit ihrer prominenten Begleiterin zu plaudern.

Beim Wandern gibts immer auch etwas zu lachen: Leserin Doris Moser (l.) aus Domat/ Ems mit Daniela Lager.
Eine Dame interessierte etwa, warum Daniela Lager im Fernsehen immer solch hohe Absätze trägt. «Weil meine Interviewpartner meist grösser sind als ich», antwortete die TV-Frau. «Draussen würde ich damit keinen Schritt laufen. Die Absatzschuhe sind meine Studiofinken.» Die Wanderstiefel schnüre sie allerdings gerne und regelmässig. Dabei stört es sie auch nicht, wenn das Wetter mal nicht zu hundert Prozent mitmacht. Zum Glück. Denn just in dem Moment, als die Gruppe mit der längsten Rolltreppe der Schweiz im urbanen Kern von St.Moritz mit all seinen Luxus-Boutiquen ankam, fielen dicke Tropfen vom Himmel. Daniela Lager fand es zwar schade, an einem solch schönen Anlass «abgeduscht» zu werden – «aber wir sind ja alle wasserdicht».
«Es war wunderbar, mit so vielen unterschiedlichen Menschen die Natur zu geniessen.» Kurt Aeschbacher, TV-Legende
Hündin Amélie schliesst Kontakte
Trocken am Festplatz in St.Moritz angekommen ist die Bestsellerautorin Blanca Imboden. Sie begleitete die kürzeste Route, die in Silvaplana startete und am Silvaplaner- und am Champfèrersees entlangführte. Besonders gefreut hat sie sich darüber, dass sich zwei frühere Wegbegleiterinnen in ihre Wandergruppe eingeschlichen

TV-Legende Kurt Aeschbacher mit Hündin Amélie (l.) und Sänger Michael von der Heide schreiten munter voran.
hatten: ihre ehemalige Klavier- und ihre Handarbeitslehrerin. Kurt Aeschbacher, Unicef-Botschafter und TV-Legende, war ebenfalls auf der kürzesten Route unterwegs und fand es wunderbar, mit so vielen unterschiedlichen Menschen die Natur zu geniessen. Mit seiner Hündin Amélie, die ihn an den Wandertag begleitete, geht er täglich mindestens eineinhalb Stunden spazieren – und kommt auch dabei rasch in Kontakt mit anderen Menschen: «Amélie stellt mir immer wieder jemanden vor», erzählte er schmunzelnd.
«Auch ich bekomme Muskelkater, wenn ich zu lange bergab laufe.» Nicola Spirig, Spitzensportlerin
Stabübergabe an Trub
Nicola Spirig wanderte auf der längsten Route mit, die in Sils startete und auf der es 475 Höhenmeter zu überwinden galt. Darüber, dass es nicht noch mehr waren, zeigte sich selbst die Spitzen-Triathletin erleichtert: «Auch ich bekomme Muskelkater, wenn ich zu lange bergab laufe», sagte sie. Dabei werden nämlich andere Muskeln beansprucht als diejenigen, die sie normalerweise fordert. Bereits am Sonntag musste Nicola Spirig wieder trainieren, während die anderen Wandergotten und -götti erneut die Wanderschuhe montierten. Der 13. Nationale Wandertag der «Schweizer Familie» fand nämlich zum ersten Mal an zwei Tagen und an den drei Austragungsorten St.Moritz, Sils und Silvaplana statt. Insgesamt nahmen etwas über tausend Menschen teil; dank Covid Zertifikat konnten sie die Wanderungen sowie die gemeinsame Zeit auf dem Festplatz in St.Moritz unbeschwert geniessen.
Als am Samstag alle Wanderer und Wanderinnen auf dem Gelände eingetroffen waren, stand die traditionelle Wanderstock-Übergabe auf dem Programm, an der verraten wird, welches der nächste Austragungsort des Nationalen Wandertages ist. Dazu holte Daniel Dunkel, Chefredaktor der «Schweizer Familie», die aktuellen Gastgeber auf die Bühne: Barbara Aeschbacher, Gemeindepräsidentin von Sils, Christian Jott Jenny, Gemeindepräsident von St.Moritz, und Daniel Bosshard, Gemeindepräsident von Silvaplana. Sie alle zeigten sich mit dem bisherigen Verlauf des Festes zufrieden. «Bloss beim Wetter muss irgendwo ein Fehler passiert sein», sagte Christian Jott Jenny scherzhaft. Das sei anders in Auftrag gegeben worden. Dann lüftete Daniel Dunkel das Geheimnis: Der nächste Nationale Wandertag findet in Trub BE statt.

Chansons mit Charme: Michael von der Heide und seine Band in Concert.
Von der Musik verzaubert
Bevor es aber ins Emmental geht, wurden die Besucherinnen und Besucher des Engadiner Wandertags, die Wind und Wetter trotzten, für ihr Ausharren belohnt. Und zwar mit einem Auftritt von Chansonnier Michael von der Heide, der am Sonntag auch noch als Wandergötti amten würde. Während der Entertainer das Publikum verzauberte, verzogen sich die Regenwolken. Im Anschluss schlugen die vier Brüder von 77 Bombay Street rockige Töne an. Mit dem Eindunkeln drängte sich dem einen oder anderen Gast die Frage auf: Weiterfeiern mit DJ Nene oder besser das Bett aufsuchen? Schliesslich stand am Sonntag wieder ein Wandertag an.

Manu Burkart (l.) und Jonny Fischer vom Duo Divertimento zogen über 100 Fans und Mitwandernde an.
Wer da noch genug Kraft in den Beinen hatte, wurde mit prächtigem Spätsommerwetter verwöhnt. Das freute besonders die Neulinge unter den Wandergötti: Jonny Fischer und Manu Burkart vom Duo Divertimento begleiteten eine Gruppe von 120 Wanderfans. Und die kamen auf der dreistündigen Tour nicht nur wettertechnisch auf ihre Kosten. Die beiden Komiker sorgten mit ihren Spässen und Kapriolen für einen ausgelassenen Abschluss des 13.Nationalen Wandertags.
Organisatoren und Sponsoren
Alexandra und Michael Furler von Furler Productions, Aurèle Meyer von der Brauerei Locher, Sven Blum von Rukka, Céline Futterknecht von Gebro Pharma, Gisela Branschi, Daniel Dunkel und Gabi Wettstein von der «Schweizer Familie», Andrea Gaffuri von St.Moritz Tourismus, Jolanda Picenoni von Sils Tourismus und Deborah Gröble von Silvaplana Tourismus (v.l.).
Der 13. Nationale Wandertag der «Schweizer Familie» wird unterstützt von:
«Einmaliges Erlebnis unter freiem Himmel»
Grossartige Natur, Brauchtum, Unterhaltung und lokales Essen: Adrian Ehrbar, Tourismusdirektor von St.Moritz, freut sich darauf, seine Region am Nationalen Wandertag in bestem Engadiner Licht zu zeigen.
Interview Thomas Widmer
Adrian Ehrbar, die Ferienregion Engadin lädt zum «Schweizer Familie» Wandertag. Als Direktor von St.Moritz Tourismus sind Sie im September einer der Gastgeber. Machen Sie uns Lust auf die Gegend!
Das Engadin ist mit der einmaligen Seenlandschaft, den vielen Gipfeln, der Weite der Hochebene ein Geschenk der Natur. Wir haben ein Wanderwegnetz von 580 Kilometern Länge. Sie können am Inn wandern, aber auch an den Flanken der Berge, von Corviglia und Piz Nair über Piz Corvatsch bis Muottas Muragl, die alle mit Bahnen erschlossen sind. Und vor allem haben wir ein ganz spezielles, intensives Licht. Man kann dieses Licht nur schwer beschreiben. Hat man es aber gesehen, vergisst man es nicht mehr.
Der Wandertag 2021 findet wegen Corona ausnahmsweise an zwei Tagen statt, am 4. und 5. September. Wie sieht das Corona-Konzept aus?
Wir werden unseren Gästen ein einmaliges Erlebnis in der Natur und unter freiem Himmel bieten. Das Engadin ist prädestiniert hierfür. Natürlich werden alle geltenden Massnahmen berücksichtigt. Die Sicherheit steht an erster Stelle.
Drei Orte machen am Wandertag mit: Sils, Silvaplana, St.Moritz. Wo richten Sie den Festplatz ein?
In St.Moritz bei der Reithalle direkt am See. Das Thema «See» ist es ja auch, das die drei Orte verbindet.

«Wir wollen alle Sinne ansprechen und hoffen, an diesen Tagen viele frohe Gesichter zu erleben.»
Adrian Ehrbar, Direktor von St.Moritz Tourismus
Es gibt wie jedes Jahr drei Routen. Beschreiben Sie bitte die kurze!
Wir nennen sie «La Pacifica», die Einfache, die Friedliche. Von Silvaplana aus zieht der Weg am Lej Suot und am Lej da Champfèr vorbei, passiert die berühmte Olympiaschanze beim Lej Marsch, leitet die Teilnehmer dann zur Südspitze des St.Moritzersees. Diese Anderthalb-Stunden-Route eignet sich für Familien mit kleinen Kindern und für alle, die schnell auf dem Festplatz sein wollen. Sie hat kaum Steigung und ist auch mit dem Kinderwagen gut machbar
Und die mittlere Route?
«La Glüschainta», die Scheinende, dauert knapp drei Stunden und hat etwas mehr Höhenmeter. Sie umkreist den St.Moritzersee. Ein Highlight aus meiner Sicht ist, dass sie auch St.Moritz durchquert, dabei das Luxushotel Badrutt’s Palace streift und durch die weltbekannte Einkaufsmeile Via Serlasführt. Auch Europas längste Rolltreppe wird benutzt. Auf dieser Route sind die Gegensätze erlebbar, die St.Moritz bestimmen: urbaner Lifestyle und grossartige Natur.
Was macht die lange Route aus?
Sie heisst «La Gita dals Lejs». Wer die «Seentour» macht, erlebt zwischen Sils, Silvaplana und St.Moritz alle grossen Seen. Die Route ist bei vier Stunden Gehzeit herausfordernd mit vielen Höhenmetern. Dafür bietet sie entsprechend viel Aussicht und Abwechslung. Sie führt auch durch Arvenwälder. Der kräftige Harzduft macht sie ganz besonders.
Wer sind die Wandergotten und Wandergötti, die mitwandern?
Die Triathlethin Nicola Spirig sowie Jonny Fischer und Manu Burkart vom Cabaret Divertimento werden dabei sein. Ebenso Fernsehlegende Kurt Aeschbacher und SRF-Moderatorin Daniela Lager. Alle Prominenten geben später auf dem Festplatz ein Interview. Wer welche Route begleiten wird, ist noch offen.
Was ist an Unterhaltung geplant?
Wir wollen unser Brauchtum zeigen. Geplant ist ein Alphornbläser-Auftritt. Eventuell inszenieren wir auch eine Schlitteda. Bei diesem Winterbrauch führt ein Mann seine Angebetete auf einem Schlitten herum, dann tanzen sie zusammen. Vielleicht bringen wir eine schneelose Variante hin. Dazu kommen einheimische Bands. Am Abend werden die Band 77 Bombay Street sowie der Sänger Michael von der Heide ein Konzert geben. Danach übernimmt DJ Nene.
Was gibt es auf dem Festplatz zu essen?
Wir stellen mit dem Gewerbe einen Engadiner Markt auf die Beine. Es wird Capuns geben. Aber auch Trockenfleisch, einheimisches Salsiz, Käse und Alpkäse. Bündner Nusstorte. Und Engadiner Torte. Diese hat eine Butter-Rahm-Füllung und ist mit einer harten Mandelschicht gedeckt. Zu trinken gibt es zum Beispiel Arventee.
Die Anreise aus dem Unterland ist lang. Gibt es günstige Hotels?
Wir werden spezielle Packages anbieten. Preiswerte Übernachtungen gibt es in gut zwanzig Hotels. Wir möchten, dass die Leute etwas länger im Engadin bleiben. So merken sie, was bei uns alles möglich ist. Wir haben grosse Museen. Und hervorragende Restaurants. Auch kann man nicht nur wandern, sondern biken, joggen, sich verwöhnen lassen. Wellnessen. Die Bäderkultur steht ja – Stichwort Mauritiusquelle St.Moritz – ganz am Anfang der hiesigen Geschichte.
Wie verbinden Sie die drei Startorte und den Festplatz?
Mit Shuttle-Bussen zwischen St.Moritz Bahnhof, dem Festplatz, Sils und Silvaplana.
Haben Sie keine Angst vor schlechtem Wetter?
Das Engadin hat 322 Sonnentage im Jahr. Die Niederschlagstage ziehen wir vor allem ein, wenn wir Schnee für den Wintersport brauchen. Wir sind aber auf alles vorbereitet und können wohl auch unsere Reithalle von 1910 öffnen. Die ist denkmalgeschützt und in sich ein Erlebnis.
Wo rekrutieren Sie die Helferinnen und Helfer?
Wir nennen sie «Voluntari», Freiwillige. Sie kommen vor allem aus den Vereinen, aus den Skiclubs etwa.
Was erhoffen Sie sich sonst von diesem 13. Wandertag der «Schweizer Familie»?
Unser Ziel ist, die Menschen des Engadins als gute Gastgeber zu präsentieren. Und wir wollen alle Sinne ansprechen. Wir hoffen, an diesen Tagen ganz viele frohe Gesichter zu erleben.
Ich muss im Herbst an den Wandertag, weil...
…ich das Engadin nicht in Worten schildern kann, sondern es vor Ort mit allen Sinnen erleben muss.


Wanderrouten & Wandergotten/göttis
Die Wanderer wurden auf wunderschönen Wanderungen von unseren Wandergöttis und Wandergotten Kurt Aeschbacher (Moderator), Jonny Fischer und Manu Burkart vom Komiker Duo Divertimento, Blanca Imboden (Schriftstellerin), Daniela Lager (Moderatorin und Journalistin), Nicola Spirig (Triathletin) und Michael von der Heide (Sänger) begleitet.
Familie Riederer aus St. Moritz hatte die mittelschwere Route vor dem Wandertag bereits getestet. Hier geht es zum Erfahrungsbericht von unserem Wanderexperten Thomas Widmer.
Route 1 - Familienwanderung Silvaplana

Route 2 - St. Moritz
Route 3 - Sils
«Führung durch die Geschichte von St. Moritz»
St. Moritz hat eine fast 3500-jährige, faszinierende Geschichte, die bei einem Rundgang durch das Dorf erlebbar wird. Die Führung wurde von «Schweizer Familie»-Redaktor Michael Lütscher geleitet und moderiert. Als Autor hat er die Gemeindegeschichte «St. Moritz – eine aussergewöhnliche Geschichte» mitverfasst und das Buch «Schnee, Sonne und Stars» zur Geschichte des Wintertourismus geschrieben.

Michael Lütscher, «Schweizer Familie»-Redaktor