Israel 2021
Auf Hirtenpfaden nach Jerusalem
Erkunden Sie auf einer geführten Wanderreise Israels spektakuläre Natur und die kulturelle Vielfalt.
Route

1. Tag: Reise nach Israel
Direktflug nach Tel Aviv und Fahrt nach Nazareth, wo wir beim Abendessen einen ersten Eindruck des Landes erhalten.
2. Tag: Von Nazareth nach Kanaa
Stadtspaziergang durch Nazareth. Wir besichtigen die Verkündigungskirche, den arabischen Markt und die Gewürzmühle. Fahrt zur Ausgrabungsstätte Zippori, die für ihre Mosaikarbeiten bekannt ist. Wanderung nach Kanaa. Hier lädt uns die jüdisch-arabische Fraueninitiative zum Tee ein, und wir erfahren viel über das Zusammenleben von jüdischen und arabischen Israelis. Kurze Fahrt zum religiösen Kibbuz Lavi.
3. Tag: Wanderung an den See Genezareth
Der Weg führt uns durch die Felder des Kibbuz. Wir blicken auf die beeindruckenden «Hörner von Hittin», einen flach ansteigenden Basaltbuckel, auf die Berge von Galiläa und den See Genezareth. Weiter geht es durch Olivenhaine ins Wadi Hamam, das auch Taubental genannt wird. In Magdala besichtigen wir die spannenden archäologischen Ausgrabungen.
4. Tag: Kapernaum und Totes Meer
Wir besuchen den Seligpreisungsberg und das Kapernaum der Franziskaner mit seinen Ausgrabungen. Wenige Meter entfernt liegt der wenig besuchte Traditionsort der russisch-orthodoxen Kirche mit Blick auf den See Genezareth. Nachmittags fahren wir entlang des beeindruckenden Jordangrabens ans Tote Meer, das zum Bade lockt.
5. Tag: Wüstenwanderung und Besuch bei Beduinen
Wüstentag! Die Landschaft der judäischen Wüste im ersten Sonnenlicht ist überwältigend. Das Ziel ist Nabi Musa, welches als das Grab des Propheten Moses verehrt wird. Fahrt in die Schlucht des Wadi Qelt. Wir besichtigen das St.-Georg-Kloster und wandern durch die eindrucksvolle Natur des Wadis. Weiter geht es zum Stammesgebiet der Jahalin-Beduinen, die uns viel über die Beduinentraditionen erzählen.
6. Tag: Jerusalem – historisch, politisch, religiös
Fahrt auf den Ölberg mit dem ersten Blick auf Jerusalem. Hier nehmen wir an einem einmaligen Abenteuer teil: Unter fachkundiger Anleitung werden wir zu Hobby-Archäologen und sieben aus historischem «Schutt» des Tempelberges Keramikscherben. Anschliessend wandern wir den Ölberg herab zum Garten Gethsemane und gelangen durch das Misttor in die Altstadt Jerusalems zur Klagemauer. Wir besuchen die wichtigsten religiösen Stätten für Judentum, Christentum und Islam und beleuchten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei Religionen.
7. Tag: Neu- und Altstadt von Jerusalem
Am Vormittag geht es über den Regierungsberg mit dem israelischen Parlament, der Knesset, zum Gedenkberg des Holocausts mit dem Schoah-Denkmal Yad Vashem. Anschliessend spazieren wir durch das jüdische Westjerusalem zum bunten Mahane-Yehuda-Markt. Wir setzen unsere Erkundungen in der Altstadt auf dem Zionsberg fort, wo sich das Grab von König David und der Abendmahlssaal befinden.
8. Tag: Die palästinensischen Nachbarn
Fahrt ins palästinensische Dorf Battir, wo wir die Terrassenanlagen besichtigen, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören. Im Gespräch mit Einheimischen erfahren wir viel über deren Alltag. Danach wandern wir durch eine unberührte Landschaft nach Beit Jala, dem christlichen Vorort von Bethlehem. Besuch der Geburtskirche und Rückfahrt nach Jerusalem.
9. Tag: Rückreise
Am Morgen bleibt Zeit, um nochmals durch Jerusalem zu schlendern. Fahrt zum Flughafen und Direktflug in die Schweiz.
Programmänderungen vorbehalten.
Reisedaten
13.3. bis 21.4.21 (Zusatzreise)
6.11. bis 14.11.21 (Zusatzreise)
Teilnehmerzahl
Minimum 10 Personen
Maximum 14 Personen
Preise pro Person
Im Doppelzimmer (DZ): 3900 Fr.
Zuschläge
Einzelzimmer in Hotels: 620 Fr.
Kleingruppe mit 8 oder 9 Personen: 400 Fr.
Im Preis inbegriffen
- Flug Schweiz–Tel Aviv–Schweiz in der Economyklasse, inkl. Gebühren/Taxen
- Alle Überlandfahrten und Transfers
- 5 Übernachtungen in landestypischen Mittelklassehotels
- 3 Übernachtungen in einfacheren Kibbuz-Gästehäusern im Doppelzimmer
- Halbpension (Frühstück und Nachtessen)
- Bewilligungen und Eintritte gemäss Programm
- Schweizer Reiseleitung und lokale Begleitmannschaft
Nicht inbegriffen
- Mittagessen
- Persönliche Auslagen
- Trinkgelder
- Versicherungen
Anforderungen
Die geplanten Wanderungen sind leicht bis mittelschwer mit moderaten Höhenunterschieden. 5 Tagesetappen von 1–3 Stunden, 1 Tagesetappe von 4–5 Stunden.
Unser Tipp
Verlängern Sie Ihren Aufenthalt mit einem Besuch von Tel Aviv. Die moderne, hippe Metropole am Mittelmeer bietet einen kilometerlangen Sandstrand und ein reges Kulturleben.
Formalitäten/Dokumente
Schweizer Bürger benötigen zur Einreise einen Reisepass, der noch mindestens 6 Monate über das Ausreisedatum hinaus gültig ist.
Bedingungen
Die Teilnehmer schliessen ihren Vertrag direkt mit Globotrek und allenfalls vor Ort zusätzlich selbständig mit weiteren Veranstaltern ab. Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen von Globotrek und allenfalls der weiteren vor Ort gebuchten Veranstalter.
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Auskünfte und Beratung:
Globotrek
Neuengasse 30
3001 Bern
Tel. 031 313 00 10
E-Mail: info@globotrek.ch
www.globotrek.ch
Zu Fuss durchs biblische Israel
Auf einer Wanderung von Nazareth nach Jerusalem wird Geschichte greifbar. Archäologische Ausgrabungen und religiöse Stätten von Juden, Christen und Muslimen säumen den Weg. Und die Landschaft erscheint so ursprünglich und unverstellt, als sei sie soeben erschaffen worden.

Ach, Jerusalem! Du kannst einen in den Wahnsinn treiben.
Nirgends sonst gibt es auf so engem Raum dermassen viele heiligen Stätte. Um uns unsere 25-köpfige Wandergruppe auf Deine starke Legende einzustimmen, nähern wir uns Dir langsam an, beginnen unseren Treck in Nazareth, wandern vorbei am See Genezareth, ziehen schliesslich durchs Wadi Kelt, einem trockenen Flussbett, das bereits in der Antike als Verbindung zwischen Jericho am Toten Meer und Jerusalem benutzt wurde.
Einmal klettern wir über grössere Steinblöcke, ein anderes Mal führt der Weg durch Geröll, dann kämpfen wir uns durch dichtes Schilfgestrüpp.
Der Pfad ist abwechslungsreich. Einmal klettern wir über grössere Steinblöcke, ein anderes Mal führt der Weg durch Geröll, dann kämpfen wir uns durch dichtes Schilfgestrüpp. Auf grossen Felsplatten rasten wir und geniessen die Ruhe. Einige geben sich der religiösen Andacht hin, hier, wo vermutlich Jesus unterwegs war, als er, wie jetzt wir, von Galiläa nach Jerusalem zog.
Bevor wir in Jerusalem ankommen, übernachten wir in Jericho, der ersten Stadt, in der die Palästinsener vor einem viertel Jahrhundert die Kontrolle übernahmen. Jassir Arafat, die militante Ikone der palästinensischen Unabhängigkeit, marschierte aus seinem tunesischen Exil wie ein Sieger und Friedensfürst ein, schwor, zumindest vorübergehend, dem Terror ab und versprach, sich für die Gründung des Staates Palästina einzusetzen.
Bereits in der Steinzeit lebten hier Menschen.
Jericho ist aber nicht nur zeitgeschichtlich von Interesse. Das verschlafene Oasenstädtchen, das 260 Meter unter dem Meeresspiegel liegt und nicht weit vom Jordanfluss gelegen ist, gilt als einer der ältesten Flecken der Welt: Bereits in der Steinzeit lebten hier Menschen. Wegen der Legende von der biblischen Schlacht um Jericho und dem Fall der Mauer ist der Name der Stadt bis heute weltweit ein Sinnbild für die alttestamentarische Eroberung Palästinas durch die Hebräer.
Von Jericho aus machen wir uns auf nach Nebi Musa, einer wichtigen Pilgerstädte für Muslime. Nach ihrer Überlieferung liegt hier Moses (arabisch: Musa) begraben. Seine Gebeine seien dort, oder besser: Sie waren einst dort. Heute muss man sie sich denken, wenn man vor dem grossen Kenotaph steht, dem leeren Grab. Nebi Musa ist im übrigen nicht nur eine Gedenkstätte, sondern beherbergt in seinen über 100 Räumen auch ein Rehabilitationszentrum für Drogenabhängige.
Salzgurken in der natürlichen Sauna
Im Morgengrauen hatten wir in Jericho unseren Wandertag begonnen und geniessen nach einem steilen Anstieg den Sonnenaufgang. Wir sehen zu, wie der Tag anbricht, der Jordangraben, das Tote Meer und die gegenüberliegenden Berge Jordaniens in ein ständig wechselndes Licht getaucht werden. Noch sind die Temperaturen angenehm frisch, wir schätzen das, denn wir wissen: Bald werden wir wie in einer solar beheizten Sauna wandern. Dann wird uns der Wanderleiter eindringlich zum Griff nach der Wasserflasche auffordern und Salzgurken verteilen, damit wir nach dem Schwitzen den Salzverlust kompensieren.
Bald werden wir wie in einer solar beheizten Sauna wandern.
Die Wüste fasziniert gerade auch wegen der Überraschungen, die sie mitten in der Einöde bietet. Bei einer Zisterne begegnen wir Beduinen, die Kamele und Ziegen tränken. In einer Mini-Oase ruhen wir uns unter Schatten spendenden Akazien aus, die bizarren, archaisch anmutenden Ausformungen der Gesteine vor uns, bevor wir uns gestärkt wieder auf den Weg machen.
Mosaik erzählt von Trinkgelage
Die Wanderung nach Jerusalem hatten wir in Nazareth begonnen, wo vor 2000 Jahren «die grosse Ouvertüre zu der Lebensgeschichte Jesu» ihren Anfang nahm, wie unser 59-jähriger Reiseleiter Georg Rössler bei einer Rast vor der Verkündigungskirche sagt, dem grössten Gebäude in der heute mehrheitlich muslimischen Stadt.
Von Nazareth aus wandern wir zum antiken Sepphoris, einst eine der wichtigen Metropolen in der Region. Die gut erhaltenen figürlichen Bodenmosaike bestätigen den damaligen Reichtum der Stadt, die Herodes Antipas nach römischem Vorbild bauen liess. In den Häusern der Vermögenden und in den Regie rungsgebäuden sind zum Beispiel «Ägypten als Geschenk des Nils» oder ein Wettsaufen zwischen Dionysos und Herakles klar zu erkennen.
Wunder fördert den Weinhandel
Weiter gehts zum arabischen Weiler Kana, wo Jesus bei einer Hochzeit Wasser in Wein verwandelt haben soll. 2000 Jahre später benutzt die christlich-arabische Bevölkerung von Kana das Wunder von damals als Geschäftsmodell und profitiert von einem schwunghaften Weinhandel, der gleich neben der franziskanischen Hochzeitskirche Kunden anlockt.
Bald steht die Sonne im Zenith, und der Gedanke an das Bad im See Genezareth treibt uns an. Bevor wir und dort ins Wasser stürzen können, machen wir noch Halt bei den «Hörnern von Hittin», einem der wichtigsten Orte der Weltgeschichte, wie unser Tourguide Rössler meint. Denn was hier vor rund 1000 Jahren geschah, prägte die Geschichte Europas und des Nahen Ostens – mit Folgen bis heute.
Die muslimischen Streitkräfte von Sultan Saladin massakrierten am Ende des 12. Jahrhunderts einen grossen Teil der Kreuzritterarmee, an deren Spitze der König von Jerusalem, Guy de Lusignan, stand. Wer heute an einem heissen Sommertag durch die trockene Ebene wandert, kann sich ein Bild davon machen, wie brutal das Ende der Christen war, nachdem sie Saladin von der Wasserzufuhr abgeschnitten hatte. Sie wollten zwar weiter kämpfen, waren aber so geschwächt, dass sie Saladin zu den beiden höchsten Hügeln der Gegend, die Hörner von Hittin, vor sich hertreiben konnte.
1516 bis 1917 war Palästina Teil des osmanischen Imperiums.
Damit brach im Heiligen Land die islamische Dominanz im Heiligen Land an, die bis ins frühe 20. Jahrhundert dauern sollte. 1516 bis 1917 war Palästina Teil des osmanischen Imperiums. Nicht weit von diesem schicksalhaften Schauplatz stossen wir im Kibbuz Lavi erneut auf Geschichte: Dieses Mal beim Gespräch mit Henry Stern, der im August 1924 in Stuttgart auf die Welt kam. Er gehört zu den rund 10 000 jüdischen Buben und Mädchen, die mit einem sogenannten «Kindertransport» vor den Nazis nach Grossbritannien fliehen konnten.
Seine Eltern waren bei der Machtergreifung Hitlers noch überzeugt gewesen, «dass uns nichts passieren wird», erinnert sich Stern, «weil mein Vater im Grossen Krieg, wie der 1. Weltkrieg damals genannt wurde, im deutschen Militär gedient hatte.» Doch dann hätten seine Eltern begriffen, dass Juden in Deutschland keine Zukunft haben würden. Sie schickten ihren Sohn Henry, der damals 14 Jahre alt war, nach England. Er würde auf ein Summer Camp gehen, mit Kino und Spielen, dachte Henry damals, und er würde in ein paar Monaten wieder bei seinen Eltern sein. Das aber sollte ein Traum bleiben. Vater und Mutter wurden im Holocaust ermordet.
Seine neue Heimat wurde der Kibbuz Lavi, zu dessen Gründern er zählt. Wir haben Gelegenheit, den Realtyp des ursozialistischen Lebens kennen zu lernen und zu erfahren, wie sich der Kibbuz im Laufe der Zeit gewandelt hat, um ökonomisch überleben zu können. Auch Lavi knüpft übrigens an die Vergangenheit an. Wo heute der Kibbuz sein Guest House hat, stand laut einem Bericht im Talmud eine alte Herberge namens Pundak Lavi, zu Deutsch Gaststätte Lavi.
Doch dann hätten seine Eltern begriffen, dass Juden in Deutschland keine Zukunft haben würden.
Der Jerusalem-Weg, der von Nazareth in die Heilige Stadt führt, ist geprägt von einer intensiven Stille. Kein Wunder, dass uns die engen Gassen der Jerusalemer Altstadt, in denen wir den schnellen Puls des Orients spüren, elektrisieren. Wir zwängen uns in den dicht gedrängten Durchgängen an Buden vorbei, in denen Händler Kleider, Backwaren, Falafel, Küchenutensilien anbieten, aber auch Kaffee mit Kardamon, dessen Duft sich auf die geschäftige Menge legt.
Ein junger Mann in grauer Galabia stösst seine mit Bananen gefüllte Holzkarre durch die Masse, junge Juden eilen zur Klagemauer, Muslime mit dem zusammengelegten Gebetsteppich sind unterwegs zum Harem al Sharif, und Christen, manche ein Holzkreuz vor sich her tragend, pilgern andächtig den Stationen der Via Dolorosa entlang.
Universales Heiligtum der Christen
Wir lassen uns nicht ablenken von Rufen wie «Kommen Sie, schauen Sie sich das an» und kämpfen uns durch die Menge, steuern auf die Grabes- und Auferstehungskirche zu. Seit rund 1700 Jahren ist sie das zentrale und universale Heiligtum der Christenheit.Was aber nicht heisst, dass es in der Kirche der Kirchen mit ihren drei Kuppeln und mehr als 20 Kapellen immer riedlich zu und her geht. Dort, wo Jesus gestorben und auferstanden sein soll, werden beim Kampf um die Präsenz beim Grab Jesu auch schon Mal Steine und Stäbe eingesetzt. Armenische, griechisch-orthodoxe, syrisch-orthodoxe, koptische und äthiopische Mönche sowie Franziskaner versuchen dann, sich in der bedeutendsten Kirche der Welt mit Brachialgewalt gegenüber den anderen Konfessionen Vorteile zu verschaffen.
Touristen wähnen sich als Jesus
Die europäische Variante des ökumenischen Zusammenlebens stösst hier offenbar auf Grenzen. Nichts illustriert den innerchristlichen Zoff um den Einfluss in der Grabeskirche besser als die Leiter, die seit dem 19. Jahrhundert an der Fassade der Grabeskirche angelehnt steht. Weil niemand weiss, wie sie dort hin kam oder wem sie gehört, darf sich – bis heute – niemand das Recht herausnehmen, sie herunterzuholen.
Labile Menschen glauben plötzlich, König David oder Jesus zu sein, Johannes der Täufer oder die heilige Maria, Gott oder der Teufel.
Doch Vorsicht: Im Quadratkilometer, der die Jerusalemer Altstadt ausmacht und wo Muslime, Christen und Juden auf engem Raum beten, beseelt Touristen mitunter das Gefühl, die Reinkarnation einer biblischen Figur zu sein. Auch wenn die meisten der rund drei Millionen Besucher des Heiligen Landes die kosmisch-mystische Ausstrahlung der Stadt ohne psychischen Schaden überstehen: Einige erwischt es hart. Wenn sich Touristen plötzlich für die Wiedergeburt einer biblischen Gestalt halten, sprechen Psychiater vom «Jerusalem-Syndrom».
Labile Menschen glauben plötzlich, König David oder Jesus zu sein, Johannes der Täufer oder die heilige Maria, Gott oder der Teufel. Die Zahl der Artikel, die über dieses Syndrom geschrieben wurden, übersteigt deutlich die Zahl der Touristen, welche in Jerusalem eine religiöse Fata Morgana erleben.
Mit «Jerusalem-Syndrom» ins Spital
Pro Jahr werden fünfzig bis hundert akute Fälle registriert, und ein paar Dutzend Reisende jährlich müssen sogar hospitalisiert werden, weil die messianischen Prophezeiungen der jüdisch-christlichen Tradition, in deren Zentrum Jerusalem steht, bei ihnen Visionen auslösen. Wer sich innerhalb der Altstadt-Mauern umhört, stösst auf abstruse Geschichten, die durch den vermeintlichen Dialog mit Gott in dieser Stadt ausgelöst werden. So wollte zum Beispiel ein deutscher Küchenchef von das letzte Abendmahl vorbereiten.
Im «Armenian Guest House» berichtet Alex Jololian von einem Besucher, der sich als Jesus fühlte.
Zunächst habe er weisse Leintücher verlangt; dann sah ihn Jololian ganz in Weiss und in Sandalen die Via Dolorosa entlanggehen. Lebhaft hat Jololian auch eine Amerikanerin in Erinnerung, die sich für die Jungfrau Maria hielt. Sie ging nach Bethlehem, um ihr Baby Jesus zu suchen.
Der «Frühlingshügel», wie die Metropole in deutscher Übersetzung heisst, verbindet ebenfalls alt mit neu, allerdings ohne religiösen Balast.
Wer sich von der Intensität Jerusalems und den Wanderstrapazen erholen will, dem sei Tel Aviv empfohlen, die Stadt am Mittelmeer, die nie Pause macht und als Party-Stadt junge und nicht mehr so junge Touristen anzieht. Der «Frühlingshügel», wie die Metropole in deutscher Übersetzung heisst, verbindet ebenfalls alt mit neu, allerdings ohne religiösen Balast.
So wird im jüngsten Tel Aviver Luxushotel «The Jaffa» die Geschichte der 4000 Jahre alten Hafenstadt Jaffa schick und geschickt mit der Neuzeit verknüpft. Mit viel Respekt vor der Tradition wurde ein ehemaliges Pilgerhospiz aus dem 19. Jahrhundert auf die Ansprüche anspruchsvoller Reisenden zugeschnitten. Die Ausführung des Projekts war heikel, da auch die Archäologen ein Wort mitreden wollten. Beim Umbau stiess man nämlich auf eine Mauer aus der Zeit der Kreuzfahrer, die jetzt in die Hotel-Lobby integriert ist und Geschichte greifbar macht. Die Verbindung von alt und neu ist das Markenzeichen des Hotels: So wurde die Kapelle zu einer Lounge-Bar umfunktioniert, in der man die angenehmen Seiten des Lebens geniessen kann.
Diese Reportage entstand in Zusammenarbeit mit unserem Partner Globotrek.