Loire 2021
Traumschlösser im Garten Frankreichs
Spektakuläre Burgen und Schlösser, farbenfrohe Gärten und eine köstliche Küche: Seit der Adelszeit wird im Loiretal die französische Lebensart gefeiert.
Route

1. Tag: Schweiz–Tours
Sie reisen im Eurobus durchs Burgund nach Tours an der Loire. In den kommenden fünf Nächten logieren Sie im Viersternehotel Château Belmont.
2. Tag: Villandry–Azayle-Rideau–Tours
Sie besichtigen den imposanten Küchengarten von Château de Villandry. Gemüse ist hier pure Kunst. Der einzige Renaissancegarten Frankreichs begeistert selbst Gartenskeptiker. Danach besuchen Sie mit dem romantischen Wasserschlösschen Azay-le-Rideau ein wahres Bijou. Gesäumt von Wasserrosen und Schilf, scheint das Gebäude grazil über dem klaren Wasser zu schweben. Rundgang durch die Universitätsstadt Tours, die mit ihrer restaurierten Altstadt begeistert.
3. Tag: Chambord–Cheverny–Blois
Fakultativer Ausflug zum gigantischen Château de Chambord, dem grössten Loireschloss. Das ehrgeizige Projekt des schillernden Renaissancekönigs Franz I. umfasst 426 Zimmer mit 282 Kaminen, 880 Kapitelle, 83 Treppen inklusive der berühmten, doppelläufigen Wendeltreppe von Leonardo da Vinci. Weil fast alle Räume leer sind, werden Sie das Schloss von der herrlichen Parkanlage aus bewundern. Im barocken Château de Cheverny beeindrucken mitunter das exquisite Mobiliar und ein Zwinger mit fast 100 angelsächsischen Hunden. Verpassen Sie die äusserst lebhafte Fütterung der Tiere nicht! Nach einem Mittagessen im Schloss bummeln Sie in Blois durch die Gassen oder besuchen das Schloss, dessen wechselvolle Geschichte von Mord und Tragödien geprägt ist. Abendessen in einem Höhlenrestaurant.
4. Tag: Cadre Noir–Fontevraud
Als eine der prestigeträchtigsten Reitschulen weltweit erhält der Cadre Noir in Saumur beste französische Reittradition aufrecht und gewährt in den Ställen, der Sattlerei und der grossen Reithalle Einblicke hinter die Kulissen. In Candes-Saint-Martin werden Sie mit einem leckeren Mittagessen verwöhnt. Nachmittags besichtigen Sie die grösste Abtei Europas und eines der schönsten Bauwerke der französischen Romantik: das Kloster Fontevraud. Hier liegt Eleonore von Aquitanien begraben. Sie war Königin von Frankreich und von England sowie die Mutter von Richard Löwenherz.
5. Tag: Chenonceau–Amboise
Das elegante Château de Chenonceau wurde genial als Brücke über den Fluss Cher gebaut und zählt zu den absoluten Traumschlössern an der Loire. Es diente als Lustschloss und Bühne für Intrigen. Danach besuchen Sie Amboise. Hier quartierte König Franz I. das Universalgenie Leonardo da Vinci ein. Dieser brachte die «Mona Lisa» mit. Sein Todestag jährt sich 2019 zum 500. Mal. Das Schloss thront über dem Städtchen Amboise und der Loire. Degustation auf einem Weingut.
6. Tag: Tours–Schweiz
Rückreise in die Schweiz.
Reisedatum
29.5. - 3.6.21 (Zusatzreise)
Teilnehmerzahl
Minimum 20 Personen
Maximum 33 Personen
Preise pro Person
Im Doppelzimmer:
1395 Fr.
Einzelzimmer-Zuschlag:
345 Fr.
Inbegriffen
- Fahrt im Eurobus Deluxe-Bus für maximal 33 Personen
- 5 Übernachtungen im ausgewählten Viersternehotel inkl. Frühstücksbuffet
- 1 × Zimmer/Frühstücksbuffet
- 3 × Abendessen im Hotel
- Abendessen im Höhlenrestaurant La Cave
- Mittagessen im Restaurant in Candes-Saint-Martin
- Weindegustation
- Eintritte Azay-le-Rideau, Villandry, Cadre Noir, Fontevraud, Chenonceau
- Eurobus Audiosystem
- Reiseleitung 2.–5. Tag
- Reiseunterlagen
Nicht inbegriffen
- Platzzuschlag pro Tag/Sitz
1. Reihe: 8 Fr.
2. Reihe: 6 Fr.
3. Reihe: 4 Fr.
4. Reihe: 3 Fr. - Fakultativer Ausflug am 3. Tag zum Château Chambord: 48 Fr.
- Alle nicht im Programm erwähnten Mahlzeiten sowie alle Getränke
- Fakultative CO2-Kompensation: 5 Fr.
- Annullationsschutz: 30 Fr.
- Reisezwischenfallversicherung 12 Fr.
- Trinkgelder
Bedingungen
Die Teilnehmer schliessen ihren Vertrag direkt mit dem Veranstalter EUROBUS AG und allenfalls vor Ort zusätzlich selbständig mit weiteren Veranstaltern ab. Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von EUROBUS und allenfalls der weiteren vor Ort gebuchten Veranstalter. Programmänderungen vorbehalten.
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Auskünfte und Beratung:
EUROBUS AG - SF Reisen
Schwimmbadstrasse 1
5210 Windisch
Tel. 056 461 63 63
E-Mail: deluxe@eurobus.ch
www.eurobus.ch
Königliche Fantasiegebilde
An den Ufern der Loire und ihren Nebenflüssen reihen sich Hunderte von Burgen und Schlössern. Die Formen der französischen Adelspalästen sind mal verspielt, mal irrwitzig und oft derart spektakulär, als entsprängen sie einem Märchen.

Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss – fragen Sie Gérard Parisis, Experte in ländlicher Lebenskunst. Ursprünglich waren der Fotograf und ich auf dem Weg, den Aussichtspunkt über Candes-Saint-Martin beim Zusammenfluss von Loire und Vienne zu erklimmen, aber dann gerieten wir auf die hübsche Terrasse der Auberge de la Route d’Or und kamen mit dem Wirt ins Schwatzen. Seit 24 Jahren am Herd und an den Tischen des authentischen Gasthofs zu Füssen der Stiftskirche stehend, wusste er nicht nur alles über das bilderbuchschöne, offiziell zu den «plus beaux villages de France» gehörende Dorf zu erzählen: Er entpuppte sich als wandelndes Lexikon der Loireregion, die neben den weltbekannten Kulturschätzen auch mit wunderbaren Frischprodukten verzaubert, die Gérard Parisis in seiner Auberge in schmackhafte Menüs verwandelt.
Für die nächsten Tage haben wir uns vorgenommen, uns auf diese einzigartige Landschaft einzulassen, die Könige seit dem Mittelalter begeisterte, den grossen Glanz und die kleinen Schätze aufzuspüren, die sich im «Filetstück» des Loiretals zwischen Blois im Nordosten, Loches im Süden und Saumur im Westen ausbreiten. Basisstation unserer Entdeckungstouren ist die zentral gelegene Universitätsstadt Tours. Statt am Aussichtspunkt über Candes-Saint-Martin landen wir zunächst an Bord der «Belle Adèle», die ein Nachbar von Gérard betreibt. Das auf traditionelle Art aus Zedernholz gezimmerte Holzschiff gleitet auf dem milchig grünen Wasser der Loire stromabwärts, vorbei an Auenwäldern, Sandbänken, Inseln. Rechts steht ein einzelner Reiher, links eine Kolonie Kormorane, die ihre schwarzen Flügel in der Sonne zum Trocknen aufspannen. Auf den Höhen thront ein Schloss, darunter brummelt ein roter Traktor über die Felder wie ein Marienkäfer. La France profonde, das ländlich provinzielle Frankreich, das man aus Romanen und Filmen kennt – hier lässt es sich finden.
«On est tranquille ici», sagt der Kapitän über das Loiretal: Hier hat man seine Ruhe und wird auch in Ruhe gelassen.
Der Kapitän beobachtet das Wasser, um rechtzeitig Treibholz oder Untiefen auszumachen. Europas letzter ungezähmter Fluss, stolze tausend Kilometer lang und zwischen Sully und Chalonnes von der Unesco zum Welterbe erklärt, kann unberechenbar sein. Bei jedem Frühjahrs- und Herbsthochwasser wird sein Bett neu gemacht.
Ein Schloss als Denkmal des Stolzes
Nach dieser Einstimmung in das friedliche Leben auf dem Lande machen wir uns am nächsten Morgen zum vielleicht berühmtesten Schloss Frankreichs auf. Das Château de Chambord ist schon von weitem ein irritierender Anblick, so aberwitzig und gigantisch, als würde es als Fantasiegebilde in einem Fieberrausch vor einem auftauchen.
Das Loiretal versammelt rund tausend Schlösser, und Chambord ist das grösste von allen. Es hat 426 Zimmer, 282 Kamine und 83 Treppen, darunter die famose, wahrscheinlich von Leonardo da Vinci gestaltete Doppelwendeltreppe aus zwei ineinanderverschränkten Spiralen – ein Wunderwerk, auf dem zwei Personen gleichzeitig auf- und abschreiten können, ohne einander je zu treffen.
Doch all diese Fakten vermögen der Faszination dieser Schlossanlage nicht gerecht zu werden. Chambord liegt inmitten einer eigenen, mauerumgebenen Park- und Waldlandschaft, die von ungezählten Wildtieren besiedelt ist und so gross wie Paris sein soll. Aber auch das gibt kein Gefühl für dieses ungeheure, niemals vollendete Renaissance-Bauwerk. Nur das Wissen, dass Chambord in seiner 499-jährigen Geschichte – abgesehen von wenigen Jahren – nie wirklich bewohnt war und lediglich eine symbolhafte Bedeutung hatte, hilft dem Verständnis des Ganzen auf die Sprünge. Chambord ist das Produkt einer Enttäuschung, «ein Denkmal des Stolzes, der sich betäuben will, um seine Niederlagen zu vergessen». Der Schriftsteller Gustave Flaubert meinte damit die Niederlagen, die Franz I. vom spanischen König Karl V. im Kampf um die Vorherrschaft in Europa zugefügt worden waren. Dafür baute Franz I. das imposanteste Königsschloss seiner Zeit. Jean d’Haussonville, der heutige Direktor der Anlage, präzisiert: «Chambord ist eher ein prachtvoller Ausdruck einer gescheiterten Idee als ein luxuriöser Wohnsitz, vom Prinzip her ist es näher bei den Pyramiden oder Angkor Wat als bei anderen europäischen Schlössern.»
Chambord liegt inmitten einer eigenen, mauerumgebenen Park- und Waldlandschaft, die von ungezählten Wildtieren besiedelt ist und so gross wie Paris sein soll.
Wie bei allen Sehenswürdigkeiten dieser Welt gilt hier: Früh aufstehen lohnt sich, denn der Andrang ist speziell in den Sommermonaten gross. Noch besser: Man reserviert ein Zimmer im fabelhaften, im März 2018 eröffneten Gästehaus Relais de Chambord, das nur 50 Meter vom Schloss entfernt liegt. Am frühen Abend, wenn die Tagestouristen verschwunden sind, kehrt hier eine erhabene Ruhe ein, und man fühlt sich wie auf einem anderen Planeten.
Rückzugsort von Tim und Struppi
Chambord ist lediglich eines von rund 40 Loireschlössern, die für Besucher offen stehen – die «maison d’hôtes», die Pensionen in kleineren Privatschlössern, nicht mitgezählt. Wir steuern als Nächstes das Château Cheverny an, den fiktiven Rückzugsort von Captain Haddock, Tim und Struppi. Das Musterbeispiel für die Eleganz der Renaissance wurde 1634 nach 30 Jahren Bauzeit fertiggestellt und seitdem praktisch nicht mehr verändert. Auch ist der Herrensitz bis heute von der ursprünglichen Besitzerfamilie de Vibraye bewohnt. Neben herrlichen Gärten gibt es Porträtbilder aus der Hochrenaissance von Tizian und Raffael sowie Möbel von Napoleons Lieblingsdekorateur Georges Jacob zu bestaunen.
Nach einem Mittagessen im heiter stimmenden und doch kulinarisch anspruchsvollen Fischrestaurant Au Rendez-vous des Pêcheurs im Städtchen Blois besuchen wir das Château de Blois. Drei Flügel unterschiedlichster Gestalt gruppieren sich um einen grossen Hof auf einem Plateau über dem Fluss. Alle sechs Könige des 16. Jahrhunderts residierten hier. 300 Jahre später schenkte man das Schloss dem Bruder von Ludwig XIII., um ihn von Paris fernzuhalten. Direkt gegenüber dem Schloss erfreut sich das Maison de la Magie grosser Beliebtheit. Hier begibt man sich in das Reich der Illusion, deren erster Meister in Frankreich der Zauberkünstler Robert Houdin, ein Sohn der Stadt, war. Die täglich drei halbstündigen Vorstellungen sind im Museumseintritt inbegriffen und ein ebenso verblüffendes wie poetisches Vergnügen für Kinder und Erwachsene.
Zu den Städten an der Loire, die einen Abstecher wert sind, zählen neben Blois, Amboise und dem etwas abseits im Osten gelegenen Bourges vor allem Tours. Es erfreut mit seinem gut erhaltenen historischen Stadtbild rund um die Place Plumereau, lebendigem Flair und spürbarer Lust am Genuss. Feinschmecker brauchen bloss einen Blick in die Charcuterie Hardouin zu werfen – ihnen läuft beim Blick auf die hiesigen Spezialitäten «andouillettes» (Innereien-Würste), «rillettes» (Brotaufstrich aus gehacktem und gekochtem Fleisch) und «rillons» (in Fett gekochter Speck) das Wasser im Mund zusammen.
Tours erfreut mit seinem gut erhaltenen historischen Stadtbild rund um die Place Plumereau, lebendigem Flair und spürbarer Lust am Genuss.
Doch sind es immer wieder die Flusslandschaften entlang der Loire und in den Tälern der Seitenflüsse Vienne, Indre, Cher, Loir und Sarthe, die zum Ausschwärmen locken. Wer genug Zeit mitbringt, mietet sich ein Velo und sucht sich eine Strecke des insgesamt 800 km langen Loire-Radwegs aus, der den Fluss mit nur wenigen, meist sanften Steigungen von Orléans bis nach Nantes begleitet und auch mit kürzeren ausgeschilderten Rundtouren («boucles») erfreut.
Imposante Renaissancegärten
Auch für Gartenenthusiasten hat die Loire viel zu bieten. Das viel beachtete, den ganzen Sommer dauernde Gartenfestival im Château de Chaumont ist dann ein Muss, ebenso die Jardins de Roquelin des Rosenzüchters Stéphane Chassine in Meung-sur-Loire und die märchenhaften Gärten des Château du Rivau bei Chinon. Am spektakulärsten sind die Renaissancegärten von Villandry, ein fünf Hektaren grosses Fest für Augen und Nase. Hier könnte man sich tagelang und zu jeder Jahreszeit verlieren – selbst Menschen, die sonst gar nichts mit Gärten anfangen können, werden in Villandry zu botanischen Lustwandlern.
Weinliebhaber peilen Chinon (Rotweine) und Sancerre (Weissweine) an. Beide Orte sind überdies fein herausgeputzte Städtchen in schöner Umgebung – Chinon mit aussichtsreicher mittelalterlicher Burg. Auch in der Touraine rund um Tours finden sich gute Lagen. Und im Unterschied zum Burgund oder zu Bordeaux sind an der Loire auch die Preise erfreulich. Ab zwölf Euro bekommt man beim Winzer einen soliden Vouvray oder Bourgueil rouge, etwa im familiären Weinbaubetrieb Daniel Jarry in Vouvray oder bei der Domaine Marc Brédif, die in Rochecorbon ein Besucherzentrum in beeindruckenden Höhlen-Weinkellereien betreibt.
In direkter Nachbarschaft, auf einer Klippe über der Loire, laden das ländlich elegante Hotel Les Hautes Roches und dessen Restaurantterrasse zum Bleiben ein. Speziell: Zwölf der insgesamt vierzehn Zimmer sind direkt in den Fels gebaut. Und in der Michelin-besternten Küche tüftelt Didier Edon mit Hummer, Steinbutt und Lamm, als kenne er kein grösseres Vergnügen.
Geschichtsträchtiges Kloster
Interessiert man sich für romanische Architektur, ist ein Besuch in der Abbaye de Fontevraud angesagt. Die Abtei ist eines der grössten klösterlichen Gebäude-Ensembles in Europa. Hier beschloss die mächtigste Frau des Mittelalters, Eleonore von Aquitanien, im Jahr 1204 ihr langes, abenteuerliches Leben. Ihr Grab sowie das ihres Gemahls und ihres sagenumwobenen Sohns Richard Löwenherz in der Abteikirche geben einen Eindruck von der glanzvollen Herrschaft der Plantagenet-Dynastie. Ab 1804 war Fontevraud für 160 Jahre Gefängnis, in dem unter anderem der Dieb und Dichter Jean Genet einsass, der über gesellschaftliche Grenzgänger schrieb.
Die Abbaye de Fontevraud ist eines der grössten klösterlichen Gebäude-Ensembles in Europa.
Wer eines der minimalistisch gestalteten Zimmer im Hotel Fontevraud im einstigen Klosterspital ergattert hat, kann die Abtei auch nach Ende der offiziellen Öffnungszeit ohne Tagesbesucher besichtigen und sich bei einer nächtlichen Tour durch die Gebäude, Kreuzgänge und Gärten ins Mittelalter versetzen. Auch als Nicht-Gläubiger ist man vom Geist des Ortes fasziniert. In der Gegend von Fontevraud sollte man sich eine Besichtigung einer der zahlreichen Tuffsteinhöhlen, aus denen der Stein für den Bau der Loire-schlösser gewonnen wurde, nicht entgehen lassen. Auch östlich von Tours verblüfft die Vielzahl von Höhlen, die heute als Weinkeller oder zur Pilzsucht dienen, gelegentlich auch als Restaurant wie das La Cave aux Fouées bei Amboise oder das La Cave in Montlouis-sur-Loire.
Romantischer Wasserzauber
Für Pferdefreunde ist die Reituniversität Le Cadre Noir bei Saumur ein Muss. Auf einem riesigen Gelände mit zehn olympischen Reitbahnen, fünf Manegen, mehreren hundert Hindernissen und vierzig Kilometer Reitwegen lernen die Studenten, worauf es bei der Dressur, beim Springreiten und bei Military-Wettbewerben ankommt. Regelmässig finden Vorführungen statt, und ein umfangreiches Besichtigungsprogramm erlaubt einen Blick hinter die Kulissen dieses nationalen Prestigeobjekts, das ein bisschen mit der Spanischen Hofreitschule in Wien vergleichbar ist.
Das Leitmotiv dieser Reise bleibt jedoch die Welt der Schlösser. Allein das Château de Chenonceau ist schon einen Besuch im Loiretal wert. Das markant über dem Wasser angelegte Renaissanceschloss, das sich im Gegensatz zum Dorf ohne «x» schreibt, diente als Schauplatz amouröser Abenteuer und als Bühne für Intrigen. 1547 schenkte Heinrich II. das Schloss seiner Geliebten Diane de Poitiers. Nach Heinrichs Tod verbannte dessen Witwe Katharina von Medici die Rivalin aber auf Schloss Chaumont und baute die zweigeschossige Galerie auf der Brücke über das Flüsschen Cher. Ruhig blieb es nur unter Louise de Lorraine. Im 18. Jahrhundert hielt das Bürgertum Einzug auf dem Schloss. Luise Marie Dupin, die damalige Hausherrin, empfing hier Dichter und Denker, unter ihnen Voltaire, Montesquieu und Rousseau – diese Öffnung rettete Chenonceau vor den wütenden Revolutionären.
Heute zieht das Lustschloss jährlich fast eine Million Besucher an, wahlweise auch mit dem Ausflugsboot oder Kajak unter den Brückenbögen des Schlosses hindurch, und zu bestimmten Terminen im Sommer mit nächtlicher Besichtigung der illuminierten Gärten zu italienischer Barockmusik. Charmant übernachten oder zu Abend essen lässt es sich in der Auberge du Bon Laboureur im Dorf.
Ein paar Kilometer nördlich liegt das Städtchen Amboise mit pittoreskem Ortskern und dem Herrensitz Le Clos Lucé. Hier verbrachte Leonardo da Vinci seine letzten Lebensjahre und tüftelte noch so manche Ideen aus. Im Park sind einige technische Erfindungen des Universalgenies als Modelle zum Anfassen ausgestellt. Zwischen Amboise und Blois versteckt sich inmitten von Wäldern und Feldern nahe dem Dorf Onzain die vielleicht schönste Unterkunft der Region, die Domaine des Hauts de Loire. Doch gibt es weitere Perlen, in denen man sich nach den Entdeckungstouren stilvoll erholen kann, etwa das reizende Landhaus Château de la Rue in Suèvres bei Blois, das ruhig im privaten Pärkchen gelegene Stadthotel Château Belmont in Tours oder das Hôtel Le Grand Monarque in der alten Poststation von Azay-le-Rideau. Letzteres verfügt über eine herrliche Restaurantterrasse unter bejahrten Bäumen, und zum Château d’Azay-le-Rideau, das für manchen Loire-Kenner das vollendetste der Region ist, sind es wenige Schritte.
In Amboise verbrachte Leonardo da Vinci seine letzten Lebensjahre und tüftelte noch so manche Ideen aus.
Im Wettstreit um den Preis des schönsten Loireschlosses liegen auch L’Islette und Ussé am Flüsschen Indre weit vorne, doch reicht eine Woche nicht aus, um alle Sehenswürdigkeiten zu erleben und gleichzeitig dem entspannten Lebensgefühl der Region nahe zu kommen. Auch Château de Sully und Château Brissac wollte man ja unbedingt noch besuchen, ebenso die Schlösschen Beauregard, Villesavin und Le Lude. Allerdings lohnt es sich, seinen kulturellen Ehrgeiz zu zügeln. Wer mehr als zwei, drei Châteaux an einem Tag abhakt, weiss nicht mehr, was er wo gesehen hat. Besser wählt man, was einen am meisten interessiert, und lässt sich dafür mehr Zeit.
In der Auberge de la Route d’Or, unserer ersten Etappe, kommentiert Gérard Parisis den Wahnsinn der ständigen Beschleunigung, die auch unser heutiges Reiseverhalten prägt: «Faut prendre son temps. Alles braucht seine Zeit. Ich habs Ihnen doch erklärt, Monsieur.»